Katze ist im Wald an der Leine - Spaziergang mit Katze, Katzenberatung, Katzenpsychologin, Katzenverhaltensberatung Berlin, stubenrein, unsauber, verstehen sich nicht, greift an

Mythos 27: Katzen gehören nicht an die Leine

Nach wie vor ist es ein ungewöhnlicher Anblick, wenn mir jemand mit einer Katze an der Leine auf der Straße entgegenkommt. Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, wann ich es in der Gegend, in der ich wohne, überhaupt einmal gesehen habe. Wir wohnen am Stadtrand mit vielen spannenden Gärten – aber auch einigen stark befahrenen Straßen. Die Freundin meiner Nachbarin hat einen halbstarken Kater und bringt ihn gern mal mit zu meiner Nachbarin, damit er dort an der Flexi-Leine unter Aufsicht im Garten herumstromern kann. Zu Hause hat sie keinen Garten und hat ihn mit Clicker-Training an das Tragen eines Geschirrs gewöhnt. Autofahren liebt er, wenn er mit dem Geschirr angeschnallt aus dem Fenster gucken darf. 1. Gartenausflug: Katerchen saß noch recht verschüchtert in den Gebüschen und beobachtete angestrengt die Umgebung. Hier flattert und raschelt aber viel! Anfassen durch mich fremde Person war ihm noch nicht geheuer, mit mir spielen ging aber schon. 2. Gartenausflug: Katerchen erkundet kreuz und quer den Garten, begrüßt mich, lässt sich streicheln und fängt am Ende des Tages eine Maus – und das alles an der Leine!

Welche Alternative zur Leine hätte es für den kleinen Kater gegeben? Er hätte allein zu Hause bleiben müssen, während sein Mensch sich draußen im Grünen trifft. Zahlreiche spannende Eindrücke wären ihm verwehrt geblieben. Vielleicht hätte er geschlafen und wenn die Freundin meiner Nachbarin zurück in die Wohnung gekommen wäre, hätte sie noch recht lang mit ihm spielen und clickern müssen, um den Jungspund auszulasten. Generell berichtet sie, dass er nach Tagen mit Ausflügen nach draußen wesentlich zufriedener wirkt und nachts durchschläft. Sie fährt gern mit ihm in den Wald, um dort fernab von den Wegen mit den vielen Menschen und Hunden mit ihm spazieren zu gehen.

Ich bin prinzipiell überzeugte Anhängerin des Katzenspaziergangs – auch an der Leine – wenn ein paar Sachen beachtet werden:

  • Die Katze muss den passenden Charakter mitbringen: Ein sehr ängstliches Tier profitiert in der Regel wenig davon, wenn ihm draußen fremde Menschen begegnen und kann leicht in Panik geraten. Vielleicht gibt es jedoch einen ruhigen Ort, an dem fürs Erste nicht so viel passiert und bei dem gut kontrolliert werden kann, dass keine ungebetenen Besucher_innen hereinplatzen, an dem die ängstliche Katze vorsichtig an die Umwelt draußen gewöhnt werden kann?
  • Das Geschirr und die Bewegung an der Leine müssen kleinschrittig geübt werden, damit die Katze diese Bewegungseinschränkung gut akzeptiert. Gut geeignet ist dafür das Clicker-Training.
  • Der Mensch sollte nicht erwarten, große Strecken mit der Katze an der Leine zurückzulegen. Bei dem Spaziergang geht es weniger um viel Bewegung, sondern mehr um die geistige Auslastung der Wohnungskatze. Ein Gebüsch ist sehr spannend und mensch sollte nicht ungeduldig werden, wenn die Katze hier alles genauestens erkunden muss.
  • Mögliche Gefahren für die Katze müssen frühzeitig erkannt und die Katze davor geschützt werden. Dazu gehören freilaufende Hunde, Wildtiere, Autos und andere Fahrzeuge.
  • Am besten steht der Katze immer ein sicherer Rückzugsort, wie die gut konditionierte Transporttasche, zur Verfügung.
  • Die Katze darf nicht durch zu lange Ausflüge überfordert werden. Die ganzen Reize können für einen Wohnungstiger schnell zu viel werden, hier ist gerade am Anfang weniger mehr.

Der Frühling ist doch die beste Jahreszeit, um mit solchen Spaziergängen zu starten! Allerdings solltet ihr dabei beachten, dass eure Katze auch bei nicht so gutem Wetter ihren Spaziergang einfordern wird. Überlegt euch eine Frequenz, die ihr zukünftig gut einhalten könnt. Viel Spaß beim Training!

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