Die Komfortzone, dieser schöne, kuschelige Wohlfühlbereich, der uns Sicherheit und Kontrolle gibt, den kennen wir alle. Routinen und Gewohnheiten strukturieren unseren Alltag und verleihen uns Stabilität. Was wir täglich tun, benötigt in der Regel keine Überwindung mehr, sei es Fahrrad fahren oder Telefonate führen. Auch unsere Katzen halten sich gern in ihrer Komfortzone auf, in der alles für sie vorhersehbar und sicher erscheint. Gerade für Katzen geben die täglichen Rituale Sicherheit und sind wichtig für ihr Wohlbefinden.
Sollten wir es also in diesem bequemen Bereich belassen und sie nicht etwa an Dinge heranführen, die sie im ersten Augenblick als beängstigend oder unangenehm empfinden?
Meiner Meinung nach sollten wir unsere Katzen in jedem Fall dabei unterstützen, ihre Komfortzone von Zeit zu Zeit zu verlassen, um zu lernen und zu wachsen. Mein Kater hat im ersten Augenblick Angst vor fremden Menschen, liebt unsere Spezies aber grundsätzlich total. Welche Möglichkeiten habe ich da? Keinen Besuch mehr einladen ist für mich keine Option. Ihn mit seiner Angst stundenlang im Schlafzimmer zurückziehen zu lassen und alles zu verpassen, ergibt für diesen ansonsten sehr lebenslustigen Kater auch keinen Sinn. Also ermutige ich ihn, seine Angst zu überwinden und sich neue Menschen zumindest anzuschauen, bevor er entscheidet, ob er dabeibleiben oder sich lieber zurückziehen möchte (Spoiler: natürlich siegt die Neugier bei ihm und er bleibt nach dem ersten Kennenlernen). Ich führe ihn von seiner Wohlfühlzone (keine fremden Menschen in Sichtweite) über die Angstzone (erster Augenblick, wenn fremde Person die Wohnung betritt) in die Lernzone (Katerchen stellt fest, dass fremde Menschen durchaus positiv sein können). Meine Hoffnung ist, dass er so dauerhaft seine Komfortzone ausbauen kann und innerlich wächst, also mehr Selbstvertrauen gewinnt, und seine erste Reaktion auf fremde Menschen nicht mehr Angst sein muss, sondern seine ausgeprägte Neugier sein kann.
Es sind beim Training dabei einige Punkte zu beachten:
- Wir sollten unsere Katze nicht mit Futter in unangenehme Situationen locken. Sobald die Leckerlis aufgegessen sind, ist die Katze plötzlich viel zu dicht mit einem beängstigenden Reiz konfrontiert und kann panisch werden.
- Die Katze gibt das Tempo vor. Wir unterstützen lediglich und belohnen sie für jeden Schritt raus aus der Komfortzone.
- Die Komfortzone muss ständig zur Verfügung stehen, damit die Katze sich bei Bedarf in ihren sicheren Raum zurückziehen kann, wenn es ihr zu viel wird.
Es gilt also zu fördern ohne zu überfordern. Überfordert sind Katzen häufig, wenn sie z. B. plötzlich aus ihrer sicheren Wohnung rausgelassen werden und die große weite Welt mit all ihren Eindrücken erfahren sollen. Viele Menschen geben nach diesem ersten gescheiterten Versuch auf, dabei bräuchte es hier oft lediglich kleine Zwischenschritte, damit die Katze sich auf dieses Abenteuer einlassen kann. Am Ende ist es für viele Katzen ein Vorteil, die ganzen spannenden Eindrücke draußen zu erleben. Ein weiterer Punkt ist das unangenehme Thema Tierarztbesuch. Das liegt für die meisten Katzen fernab ihrer Komfortzone: Transportbox, Autofahrt, fremde Umgebung, Berührungen von fremden Menschen,… Wie schön wäre es doch, wenn wir wenigstens ein paar dieser unangenehmen Dinge durch Training weniger stressig und beängstigend sein lassen können! Das hilft sowohl uns Menschen als auch unseren Katzen.
Gern helfe ich Dir dabei, Deine Katze bei ihrem Weg raus aus der Komfortzone zu unterstützen!