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Mythos Nr. 35: Freigang ist für Katzen das Beste!

Freigang sei für Katzen das Nonplusultra, absolut erstrebenswert und wer nur irgendwie die Möglichkeit hat, die Katzen hinauszulassen sollte es in jedem Fall machen – diese Stimmen kennen wir sicher alle. Und bei einigen, die ihren Katzen „nur“ ein Leben rein in der Wohnung ermöglichen können, sorgt diese Meinung für ein schlechtes Gewissen. Zu unrecht, finde ich!

Wusstest Du, dass statistisch gesehen Freigänger-Katzen eine geringere Lebenserwartung haben als Wohnungskatzen? Die Gefahren sind draußen nicht von der Hand zu weisen: Straßenverkehr, Hunde und Wildtiere und auch andere Menschen können unseren Lieblingen gefährlich werden. Und eine weitere Herausforderung ist die sich immer mehr ändernde Beziehung zwischen Mensch und Katze. Durch eine gute Sozialisation im Kitten-Alter und auch durch eine verantwortungsvolle Zucht werden Katzen immer aufgeschlossener und angstfreier im Umgang mit uns Menschen. Früher war es oft so, dass sich fremde Katzen draußen kaum anfassen ließen und lieber auf Abstand blieben. Zutraulich waren sie oft nur ihren eigenen Menschen gegenüber oder bestenfalls in den eigenen vier Wänden, wo sie sich sicher fühlten. Mittlerweile passiert es mir öfter, dass ich von fremden Katzen draußen regelrecht „überfallen“ werde: Beim Spaziergang springen mir unbekannte Katzen direkt vor die Füße, sind fast aufdringlich, flirten und maunzen was das Zeug hält und lassen sich überall kraulen. Ich würde nie auf die Idee kommen, dass diese gut genährten und gepflegt aussehenden Katzen eventuell Streuner sind, sondern bin mir sicher, dass sie ein Zuhause haben, dass für sie sorgt. Aber für viele Menschen ist es immer noch so ungewöhnlich, dass fremde Katzen mit ihnen Kontakt aufnehmen, dass sie sie einsammeln und bestenfalls nach ihrem Zuhause suchen. Schlimmstenfalls werden sie dann einfach behalten: „Mir ist eine Katze zugelaufen.“ Auch Kundinnen und Kunden berichten mir immer häufiger von diesen Problemen mit ungesicherten Freigang von super sozialisieren Katzen. Da stiegen die Katzen schon neugierig in das Nachbars- oder Postauto, in die Nachbarswohnung sowieso und ein junger Kater wurde von einer wohlmeinenden „Finderin“ in einen ganz anderen Stadtteil zu einer Freundin verschleppt, weil sie eben dachte, er bräuchte ein Zuhause. Zum Glück war er gechipt und bei Tasso registriert, so dass seine ursprüngliche Familie ihn bald wieder erleichtert in die Arme schließen konnte.

Das Wesen der Hauskatzen setzt sich im Prinzip aus zwei wesentlichen Eigenschaften zusammen: grenzenlose Neugier und eine gesunde Portion Vorsicht. Letzteres kann Katzen vor allzu großen Unglücken bewahren. Wenn wir ihr die Vorsicht jedoch nehmen, bringt sie sich durch ihre Neugier und ihren Erkundungsdrang in Situationen, die böse enden können. Versteht mich bitte nicht falsch, ich begrüße diese neue Aufgeschlossenheit der Katzen sehr! Aber für mich stelle ich immer mehr in Frage, ob der ungesicherte Freigang für Katzen wirklich das Beste ist. Ein weiterer Gedankenanstoß ist auch, dass die Katze kulturell bedingt das einzige Haustier ist, das wir ohne Einfluss des Menschen herumstromern lassen. Bei allen anderen Haustieren wird das nicht toleriert. Mein persönliches Nonplusultra für das Zusammenleben mit Katzen ist übrigens der kontrollierte Freigang. Für die Zukunft plane ich den Garten katzensicher einzuzäunen und meine nächsten Katzen werde ich öfter bei Besuchen und im Urlaub mitnehmen. Ich wollte schon immer einen Hund haben, weil ich dachte, ich könnte mehr mit ihm machen als mit Katzen. Ein völliger Irrglaube, denn durch meine Arbeit als Katzenpsychologin weiß ich mittlerweile, dass viele Katzen ebenfalls großen Spaß an gemeinsamen Unternehmungen außerhalb der eigenen vier Wände haben. 😊

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