Eine Katze liegt im Schatten unter einem Busch

Mythos Nr. 10: Freigänger brauchen keine intensive Betreuung.

Die meisten Menschen beurteilen eine Katzenhaltung, in der das Tier unkontrolliert nach draußen darf, als die beste Option. Die Katzen können jagen, ihren natürlichen Verhaltensweisen nachkommen und selbstbestimmt leben. Auf dem Sofa haben wir dann die zufriedene, ausgeglichene Katze, die mit uns schmust und selig neben uns schläft.

Zugegeben, diese Haltungsform finde ich auch gut – gerade für mich als Berufstätige, die dadurch ihr schlechtes Gewissen aufgrund langer Abwesenheiten mindern kann. Aber die Risiken sollten gut abgewogen werden! Kann die Katze draußen wirklich sicheren Freigang genießen, ohne überfahren, vergiftet oder durch andere Tiere wie Füchse oder Hunde verletzt zu werden? Ist dann vielleicht nicht eher ein gesicherter Freigang sinnvoll, der die Freiheit zwar einschränkt, aber die Tiere unversehrt zurückkehren lässt?

Ich schreibe diesen Beitrag aus aktuellem Anlass, da ich gerade einen Fall betreue, bei dem ein wirklich sehr bemühtes, älteres Paar zwei Freigänger mit sich den Sommer über in der Kleingartenparzelle wohnen lässt. Auch früher hatten sie die vorherigen Katzen mitgenommen und es lief gut, bis auf kleine Genervtheiten in der Nachbarschaft. Gründe dafür waren Katzenkot in fremden Beeten, versehentliches Einschließen der Katzen in fremden Lauben oder Rückzug der Katzen auf fremde Betten. Hier kann die gute Nachbarschaft schon gehörig leiden, denn nicht jede_r ist tolerant! Und muss es auch nicht sein, vor allem da genügend Menschen Allergien haben. Die Gefahr für die Katzen ist dabei immens: Tagelang eingesperrt oder vielleicht vergiftet werden. Die aktuellen Katzen des Paares sind jedoch Nachbars Lieblinge und werden von allen gemocht, da sie sehr zugänglich sind (Auch mir wird nicht bei jedem Hausbesuch aus der Hand gefressen und selbige danach abgeschleckt, wenn ich Übungen zeige.). Leider werden sie etwas zu viel von Fremden verwöhnt, so dass die Kätzin tage- und wochenlang in eine andere Kleingarten-Anlage verschwindet und sich dort die Aufmerksamkeit holt, die sie braucht. Die beiden Katzen sind übrigens vierjährige Bengal-Mischlinge aus dem Tierschutz. Und leider wurde die Beratung des älteren Paares, das sich eigentlich eine ruhige Zeit gewünscht hat, anscheinend etwas zu kurz gehalten und nicht über diese äußert aktive Rasse aufgeklärt. Was jetzt ansteht, ist intensive Bindungsarbeit.

Zugegeben, hat die Katze Freigang, stellen sich Verhaltensauffälligkeiten aufgrund fehlender Beschäftigung und Auslastung seltener ein. Doch Freigang kann für eine Katze auch Stress bedeuten: Konflikte mit den Nachbarskatzen, Ängste aufgrund von überlegenen Beutegreifern. Nicht alles können wir im Vorfeld beeinflussen und müssen eventuell die Folgen in Form von auffälligem Verhalten jedoch dann im Zuhause ertragen bzw. daran arbeiten. Mehr Freiheit für die Katze bedeutet nicht automatisch eine sorgenfreiere und unaufwändigere Katzenhaltung, das sollte allen Katzeneltern bewusst sein.

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