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Mythos Nr. 32: Mir ist eine Katze zugelaufen

„Katzen suchen sich ihr Zuhause selbst aus.“ Wer kennt diesen Spruch nicht? Die Katze als autarkes, eigenständiges Wesen, selbstbestimmt und frei. Wir als Menschen müssen uns ihre Zuneigung verdienen und können uns geehrt fühlen, wenn eine Katze aus freien Stücken zu uns kommt. Ich glaube, durch diese Annahme machen sich viele Menschen gar keine weiteren Gedanken, wenn plötzlich eine fremde Katze zu ihnen kommt und Kontakt sucht. Wenn es ein katzenaffiner Haushalt ist, bekommt die Katze Aufmerksamkeit, darf vielleicht in der Wohnung schlafen und bekommt eventuell sogar ein Leckerli. Und kommt sie wieder, ritualisieren sich diese Begegnungen und irgendwann ist diese Katze dann fester Bestandteil des Haushalts: „Die Katze ist mir zugelaufen.“

Ja, wir haben in Deutschland ein großes Problem mit Straßenkatzen. Der Mehrheit der Bevölkerung fallen diese Tiere nicht auf, da sie oft von ehrenamtlichen Menschen grundversorgt und an feste Futterstellen gewöhnt werden. Diese Straßenkatzen sind jedoch in den allermeisten Fällen sehr scheu und werden sich kaum aktiv nach einer menschlichen Familie umsehen. Dass uns eine Streunerin zuläuft, ist also eher unwahrscheinlich. Und ja, leider werden Katzen auch ausgesetzt. Dass so ein auf Menschen sozialisiertes Tier plötzlich vor unserer Terrassentür steht und Kontakt möchte, ist schon wahrscheinlicher.

In vielen Fällen ist es jedoch so, dass eine Katze mit einem festen Zuhause einfach ihre Chance auf Aufmerksamkeit und Entertainment wahrnimmt, weil es zu Hause gerade etwas langweilig ist oder es Spannungen mit den Mitkatzen oder anderen Mitgliedern ihres Haushalts gibt. Oder sie ist eigentlich eine Wohnungskatze und durch die Tür oder ein offenes Fenster entwischt. So etwas kommt leider ziemlich oft vor, da immer noch viele Fenster und Balkone nicht ordentlich gesichert sind. Die Katzeneltern sind dann meist verzweifelt auf der Suche nach ihren Vierbeinern und zurecht sehr in Sorge.

In jedem Fall sollte ich erst einmal prüfen, ob mein kätzischer Besuch nicht doch ein liebevolles Zuhause hat, das auf ihn wartet. Eigentlich sollte jede Katze – vor allem mit Freigang, aber auch in der Wohnung – durch einen Chip gekennzeichnet sein. Dieser kann zum Beispiel beim Tierarzt mit einem Lesegerat ausgelesen werden. Ist die Katze zum Beispiel bei Tasso registriert, können darüber die Besitzer_innen kontaktiert werden. Ich schreibe hier bewusst „Besitzer_innen“. Denn Tiere gehören nach deutschem Recht ihren Besitzer_innen, so dass die Finder_innen verpflichtet sind, ihren Fund bei der Polizei oder der Tiersammelstelle (oft angegliedert an den örtlichen Tierschutzverein) zu melden. Sieht meine Fundkatze gepflegt aus, ist in der Regel davon auszugehen, dass sie ein festes Zuhause hat. Ihr ein bisschen Aufmerksamkeit zu schenken, sie zu streicheln und mit ihr zu spielen, ist aus meiner Sicht nicht weiter verwerflich. Ein absolutes „No-Go“ ist es jedoch, sie ohne Rücksprache mit ihren Menschen zu füttern. Es gibt viele Katzen mit chronischen Erkrankungen, die spezielles Futter benötigen. Auch haben viele Katzen Nahrungsunverträglichkeiten, die sich in starkem Juckreiz, Verdauungsproblemen oder sogar Asthma äußern können. Zutritt zur Wohnung würde ich Katzen ebenfalls nur nach Rücksprache mit ihren Menschen gewähren. Manchmal entstehen dadurch sogar tolle und bereichernde Kontakte in der Nachbarschaft. Mit meinen Nachbarn habe ich mehrfach wunderbare „Catsharing“-Vereinbarungen gehabt, von denen wir alle profitiert haben. Meine Katzen wurden mehr bespielt und bespaßt, als ich es leisten konnte, die Nachbarskinder konnten Tierkontakt haben und ich konnte mich darauf verlassen, dass noch eine Familie um das Wohlergehen meiner Lieblinge bemüht war. Von daher: So geehrt wir uns von dem Katzenbesuch auch fühlen, bitte immer schauen, ob die Katze nicht doch ein sorgendes Zuhause hat. Und das ist gar nicht mal so unwahrscheinlich.

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