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Mythos Nr. 31: Meine Katze hat keine Schmerzen.

Selbstverständlich haben wohl sehr viele Katzen tatsächlich keine Schmerzen und sind rund herum gesund. Aber ich möchte Dich dafür sensibilisieren, dass Katzen Meisterinnen darin sind, Unwohlsein und Schmerzen zu verstecken. Wenn sie ihrem Menschen zeigt, dass es ihr nicht gut geht, geht bei ihr bald gar nichts mehr. Daher ist es so wichtig, auf ihr Verhalten zu achten. Ändert sie es plötzlich, können immer gesundheitliche Probleme dahinterstecken. Die Verhaltensänderungen können ganz unterschiedlich aussehen. Manche miauen mehr, manche ziehen sich mehr zurück, schlafen mehr und wieder andere sind vielleicht besonders anhänglich und suchen Deine Nähe. Auch Ärger und Spannungen zwischen den Katzen kann eine Folge von Schmerzen sein. Bei Zahnschmerzen ändert sich oft das Fressverhalten. Ist der Bewegungsapparat betroffen, werden vielleicht andere Wege als früher gewählt oder hoch gelegene Rückzugsplätze nicht mehr genutzt. Wusstest Du, dass fast jede zweite Katze über fünf Jahren an der schmerzhaften Zahnerkrankung FORL leidet? Dabei löst sich die Zahnsubstanz von innen her auf. Von außen sind diese Stellen oft nicht zu sehen. In jedem Fall ist diese Erkrankung äußerst schmerzhaft. Und sogar neun von zehn Katzen über zwölf Jahren zeigen im Röntgenbild Anzeichen von Arthrose – nur ein Bruchteil von ihnen fallen vorher durch Lahmheit auf.

Woher kommt es, dass Katzen Schmerzen und Krankheiten so gut verstecken? Katzen sind zwar Raubtiere, sich aber gleichzeitig ihrer geringen Größe sehr bewusst (auch wenn wir das bei ihrem Gehabe manchmal nicht glauben können 😉 ). Sie haben draußen viele Feinde, die ihnen gefährlich werden können wie zum Beispiel Hunde, Füchse und auch den Menschen. Diese Feinde schlagen viel eher zu, wenn sie sehen, dass eine Katze aufgrund ihres Gesundheitszustands verwundbar ist. Daher bluffen Katzen, um sich selbst zu schützen. Sie haben eine enge Kooperation mit uns Menschen noch nicht so verinnerlicht wie z. B. Hunde, die uns sehr deutlich zeigen (können), wenn es ihnen nicht gut geht.

Wie können wir unseren Lieblingen helfen? Achtet gut auf sie und lasst sie bei geringsten Anzeichen von Unwohlsein gründlich tierärztlich durchchecken. Katzen zeigen bei Schmerzen oft ein sogenanntes Schmerzgesicht. Dabei sind die Augen weniger offen als normal, die Ohren hängen leicht nach außen und die Schnauze sieht angespannt und weniger rund aus. Zu der tierärztlichen Untersuchung gehört aus meiner Sicht neben der „Inaugenscheinnahme“ und dem Abhören auch eine Blutuntersuchung und bei einem entsprechenden Verdacht Röntgen verdächtiger Körperstellen oder sogar ein Dentalröntgen der Zähne.

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Mythos Nr. 20: Katzen kennen keine psychischen Erkrankungen.

Psychische Erkrankungen werden meist nur uns Menschen zugesprochen. Wir kennen Angststörungen, Depressionen, Schizophrenie und viele weitere. Doch selbst in unserer menschlichen Gesellschaft ist der Umgang damit eher schwierig. Manchen Menschen fehlt die Akzeptanz für diese Krankheiten, weil sie von außen schlecht sichtbar sind. Ein gebrochenes Bein oder eine Grippe werden eher verstanden. Den Satz „Jetzt reiß Dich zusammen!“ kennen wohl viele psychisch erkrankte Menschen aus ihrem Umfeld. Und jetzt komme ich mit der Behauptung, dass auch Katzen zum Beispiel depressiv sein können? Das mag auf den ersten Blick sehr erstaunen.

Bleiben wir beim Thema Depressionen bei Katzen. Worin kann sich das äußern? Ein klassisches Symptom ist, dass das Erkundungsverhalten der Katze stark beeinträchtigt ist. Katzen sind von Natur aus sehr neugierige Tiere und alles Neue muss erst einmal ausgiebig untersucht werden. Das kann der Supermarkt-Einkauf sein, das neue Spielzeug oder auch unser Rucksack, wenn wir nach Hause kommen. Depressive Katzen interessiert das oft nicht wirklich, sie bleiben zurückgezogen und lassen sich kaum animieren. Die geöffnete Balkon-Tür ist uninteressant, der Besuch wird kaum zur Kenntnis genommen. Den Katzeneltern fallen diese Tiere meist gar nicht weiter negativ auf, weil sie kaum fordern, wenig präsent sind und daher einfach nicht stören. Die Katze wirkt auf das ungeübte Auge ruhig und zufrieden und so kann sich dieser traurige Zustand über viele Jahre hinziehen.

Wie entstehen Depressionen? Teilweise ist es sicher eine Charakterfrage, ob eine Katze zu Depressionen neigt. Die reaktiven Tiere, die eher fordernd sind oder dadurch auffallen, dass sie Blödsinn anstellen, wenn sie unzufrieden sind, sind meist psychisch gesünder. Sie fressen Stress nicht in sich hinein, sondern zeigen ihren Unmut deutlich. Die anderen, die Stillen und Introvertierten, ziehen sich eher zurück. Stress kann beispielsweise durch Unterforderung und Langeweile entstehen, durch andere Katzen, die sich ein stilles Opfer in der Gruppe gesucht haben, und auch durch Erkrankungen. Manchmal folgt dann die sogenannte „erlernte Hilflosigkeit“: Die Katzen haben gelernt, dass sie schwierige Situationen durch ihr Verhalten nicht positiv beeinflussen können. Egal was sie machen, sie erleben keine positive Veränderung und haben aufgegeben es zu versuchen. Sie haben sich ihrem Schicksal ergeben.

Wie können wir Depressionen verhindern? Zuerst: Voraussetzung ist eine körperlich gesunde Katze, die keine Schmerzen oder andere Einschränkungen hat, die ihr auf das Gemüt schlagen können. Zum Beispiel kann auch eine Schilddrüsenunterfunktion zu sehr gedämpfter Stimmung führen. Ihre Umgebung sollte ihren Bedürfnissen entsprechen, viel Anregung und Beschäftigung bieten. Wir Menschen sollten ausreichend Zeit für unsere Katzen aufbringen, und sie körperlich sowie geistig auslasten. Auch bei Katzen werden durch Bewegung Endorphine ausgeschüttet. Und die Interaktion mit ihren Menschen lässt sie soziale Unterstützung erfahren, die sich ebenfalls als förderlich auf ihre psychische Gesundheit auswirkt.

Eine Kernkompetenz, die wir Katzen vermitteln können, ist die Selbstwirksamkeit. Sie ist quasi das Gegenteil der erlernten Hilflosigkeit. Das bedeutet, dass die Katze die Erfahrung macht, dass sie mit ihrem Verhalten positiv Einfluss auf Situationen und ihr Leben generell nehmen kann. Eine Möglichkeit ist, dass wir mit unserer Katze Signale vereinbaren, die sie uns geben kann, wenn sie ein Bedürfnis hat und wir die einzigen sind, die es ihr in dem Moment erfüllen können. Das kann zum Beispiel eine spezielle Stelle in der Wohnung sein, die sie aufsucht, wenn sie mit uns spielen möchte. Auch Klicker-Training eignet sich gut, damit die Katze Selbstwirksamkeit erfahren kann: Sie wird für ihr Verhalten gelobt und entsprechend belohnt.

Futter spielt ebenfalls eine Rolle bei der psychischen Gesundheit. Im humanmedizinischen Bereich setzen sich Erkenntnisse durch, dass die Zusammensetzung unserer Darmbakterien einen direkten Einfluss darauf hat, wie es uns psychisch geht. Unsere Ernährung bestimmt direkt, welche Bakterien sich ansiedeln und was sie in uns auslösen. Bei der Katze ist es genauso. Sie ist von Natur aus eine Fleischfresserin, daher wirkt sich Futter mit einem Anteil von mindestens 70% tierischen Inhaltsstoffen positiv auf das Mikrobiom in ihrem Darm aus und macht sie widerstandsfähiger gegen psychische Erkrankungen.

Als Katzeneltern haben wir die Verantwortung dafür, dass es unseren Katzen auch psychisch gut geht. Wir sollten uns nicht darauf ausruhen, dass unsere Katze brav und unauffällig ist, sondern genau hinschauen, wie es ihr wirklich geht. Meldet euch gern, wenn ihr dazu Fragen habt. Ich bin mit Tipps und Rat für euch da.

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Mythos Nr. 19: Dass Katzen oft sehr ängstlich sind, ist normal.

Katzen sind Raubtiere. Einerseits. Andererseits sind sie auch ziemlich klein und können leicht anderen Beutegreifern zum Opfer fallen. Hunde, Füchse und auch wir Menschen können ihre Feinde sein. Das zusammen macht den fast einzigartigen Charakter unserer Katzen aus: Mutig erbeuten sie wehrhafte Ratten, neugierig werden sämtliche Dinge erkundet, aber wehe wir holen den Staubsauger raus, dann sind unsere kleinen Napoleons nicht mehr gesehen. Wir akzeptieren bei Katzen viel stärker als zum Beispiel bei Hunden und Pferden, dass sie in gewissen Situationen Angst haben und für uns dann nicht mehr zugänglich sind. Und ja, Vorsicht liegt in der Natur der meisten Katzen. Aber warum trainieren wir mit anderen Tierarten, desensibilisieren sie, achten auf ausreichend Erfahrungen in der Prägungsphase, und machen das mit Katzen nicht?

Nicht immer bekomme ich bei meinen Besuchen die Katzen, um die es geht, zu Gesicht. Manche haben große Angst vor fremden Menschen, da sie nicht generalisieren konnten, dass Menschen eigentlich grundsätzlich schon okay sind. Andere haben Angst vor lauten Geräuschen, vor manchen Situationen, prinzipiell können Katzen allem gegenüber sehr ängstlich reagieren. In Extremfällen leben diese Tiere dann permanent unter dem Sofa oder auf einem Schrank, da das die einzigen Orte sind, an denen sie sich noch halbwegs sicher fühlen. Und ganz oft lassen wir Menschen sie dort und akzeptieren es, da die Katzen dort schließlich freiwillig sind und zu uns kommen könnten, wenn sie es wollen würden. Hm. Ich weiß nicht, wie viele Menschen mit Angststörungen „freiwillig“ zehn Stockwerke hochlaufen, da sie es nicht schaffen, den Aufzug zu betreten.

Ängstliche Katze verknüpfen mit spezifischen Situationen Gefahr und sorgen von vornherein dafür, dass ihnen nichts passieren kann, zum Beispiel indem sie sich verstecken. In diesem sicheren Rückzugsort können sie jedoch nicht die Erfahrung sammeln, dass die potenzielle Gefahr gar nicht schlimm ist, weil sie sich der Situation dadurch entziehen. Folglich werden sie ihr Verhalten auch nicht ändern, da die Versteck-Strategie ja ganz gut funktioniert. Bitte jetzt bloß nicht auf die Idee kommen, das Versteck zu verschließen, damit sich die Katze der Situation aussetzen muss! Das ist in den allermeisten Fällen viel zu großer Stress und bewirkt nur das Gegenteil. Eine gestresste Katze kann nicht lernen! Eine Desensibilisierung muss sorgsam und in vielen kleinen Schritten durchgeführt werden. Manchmal ist es auch ratsam, Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel zu geben, damit so ein Training überhaupt möglich ist.

Katzen mit übermäßig großer Angst schränken ihren Lebensraum oft sehr ein. Sie können nicht an allen geselligen Situationen mit uns Menschen teilhaben, die andere Katzen wiederum genießen würden. Sie haben oft nicht die gleiche Lebensqualität wie entspanntere Artgenossen. Daher lohnt es sich in jedem Fall, mit ihnen zu trainieren und ihnen stückweit ihre Angst zu nehmen.

Das Beste ist selbstverständlich, solche Ängste gar nicht entstehen zu lassen. Wenn wir Einfluss darauf haben, sollte das kleine Kätzchen in der Prägephase so viele unterschiedliche positive Erfahrungen machen, wie es nur geht. Dazu gehören das Kennenlernen von unterschiedlichen Menschen, ganz verschiedenen (Alltags-)Situationen und vieles mehr: Autofahrten, öffentliche Verkehrsmittel, Tierarztbesuche, gesicherte Spaziergänge in der Natur oder was wir später sonst noch so vorhaben mit unseren Vierbeinern. Mit Hunden wird das ganz selbstverständlich gemacht, warum nicht auch mit unseren Katzen?

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Mythos Nr. 17: Katzen schnurren nur, wenn sie sich wohlfühlen.

Kein anderes Geräusch verbinden wir so sehr mit einer Katze wie das Schnurren. Kein Wunder, denn die Katze ist das einzige Tier in unserer Obhut, das diese vibrierenden Töne von sich geben kann. Da können Hund, Kaninchen und Co. nicht mithalten. Die meisten Menschen finden das Schnurren einer Katze sehr angenehm und entspannend, vorausgesetzt sie mögen Katzen generell. Schnurren ist für uns Katzenmenschen DER Ausdruck von Wohlbefinden und Ruhe. Ganz klar, dass es auch der Katze gut gehen muss, wenn sie schnurrt! Oder etwa nicht?

Die Wahrheit ist, Katzen schnurren aus unterschiedlichen Gründen. Der Katzen-Verhaltensforscher Paul Leyhausen stellte fest, dass das Schnurren ursprünglich eine Art der Kommunikation zwischen Katzenjungen und säugender Katzenmutter ist. Es hat die Funktionen, dass die Jungen durch Schnurren zeigen, dass sie sich wohl fühlen. Voraussetzung für das Schnurren ist, dass es ihnen auch körperlich gut geht, sie also gut mit Milch versorgt sind. Die Mutter wiederum schnurrt, um sich und ihre Kleinen zu beruhigen.

Schnurren kann also durchaus eine richtige Funktion haben und nicht nur bedeuten, dass sich jemand wohlfühlt. Es soll eine beruhigende und friedliche Stimmung übertragen, was auf uns Menschen ja auch wunderbar funktioniert. Nichts macht ein Sofa gemütlicher als eine schnurrende Katze! Innerhalb der Art wird es auch bei der Annäherung zwischen Katzen als Signal eingesetzt, dass die schnurrende Katze nur friedliche Absichten hegt. Und wenn sich diese Stimmung mit dem Schnurren auf die andere Katze überträgt, haben alle etwas davon.

Katzen schnurren auch in für sie stressigen Situationen, sei es um sich selbst zu beruhigen oder eine_n mögliche_n Angreifer_in zu beschwichtigen. Wir sollten also vorsichtig mit unserem Urteil sein, dass es unserer Katze in der Situation auf jeden Fall gut gehen muss, da sie schnurrt. Teilweise zeigt sehr intensives Schnurren auch an, dass sie gerade äußerst gestresst ist und sich und andere zu beruhigen versucht.

Eine fast unglaubliche, aber durch Forschung nachgewiesene, Funktion hat Schnurren übrigens noch: Diese Frequenz unterstützt die Gewebeheilung, erhöht die Knochendichte und dient damit der Selbstheilung. Das heißt im Umkehrschluss jedoch auch, dass auch kranke Katzen schnurrt.

Was für eine unterschätzte Fähigkeit das Schnurren doch ist!