Katzen gelten als wahnsinnig gelenkig, haben einen großartigen Gleichgewichtssinn und fallen sowieso immer auf die Füße. Ihr Strecken und Dehnen nach dem Aufstehen genügt, damit sie fit und beweglich bis ans Lebensende bleiben. Oder habt ihr schon einmal von Physiotherapie für Katzen gehört? Den Mythos, dass Katzen keine Rückenprobleme bekommen können, widerlege ich dieses Mal mit einem Erfahrungsbericht:
Meine Katze Leia ist bereits 18 Jahre alt und schon etwas bewegungseingeschränkt. Sie hat Arthrose in den Vorderbeinen und das sichere Springen klappt auch nicht mehr so wie früher. Seit längerem schon bekommt sie täglich Schmerzmittel für ihre Vorderbeinchen, damit sie schmerzfrei laufen kann. In letzter Zeit ist mir aufgefallen, dass ihre Hinterbeine immer schiefer stehen und sie einen watscheligen Gang bekommen hat. Außerdem hat meine Freundin Inga Eggers, die in Hamburg als Tierosteopathin für Pferde und Hunde praktiziert, bei einem Besuch festgestellt, dass ein Wirbel bei Leia verschoben war.
Wie es der Zufall wollte, habe ich in Berlin Alexandra Schier kennengelernt, die tiermedizinische Fachangestellte und gleichzeitig Tierphysiotherapeutin für Hunde und Katzen ist. Eine gute Kombination, wie ich finde, verbindet sich hier tiermedizinisches Wissen und sicheres Handling mit einem guten Gefühl und Fachkenntnissen rund um den Bewegungsapparat. Wir vereinbarten einen Termin und Alexandra besuchte Leia und mich zu Hause. Eine Behandlung auf dem Wohnzimmerteppich, auf dem sich meine Katzen-Omi am sichersten fühlt, schien mir am stressfreisten (für alle Beteiligten). Nach dem gegenseitigen Beschnuppern, diagnostizierte Alexandra zwei Blockaden und eine schiefe Hüfte. Wie unangenehm und einschränkend das für meine Miez gewesen sein muss, kann ich nur erahnen. Selbst leichte Berührungen von Alexandra an den entsprechenden Stellen lösten bei ihr bereits Schmerzreaktionen aus.
Die Behandlung war für Leia nicht immer angenehm, gerade im Bereich der Hüfte. Immer wenn sie es gezeigt hat, haben wir selbstverständlich eine Pause gemacht. Insgesamt war sie super kooperativ und Alexandra lobte sie sehr, gerade im Vergleich zu Katzen, die es nicht gewohnt sind, dass an ihnen herummanipuliert wird. Seit längerem schon mache ich mit Leia regelmäßig Faszien-Massagen den Rücken entlang und habe das anfangs langsam antrainiert. Alle, die sich schon einmal mit ihren Faszien befasst haben, wissen, dass das je nach Verspannungsgrad wirklich weh tun kann. Der Vorteil von Clicker-Training ist hier, dass die Katze lernt, für geduldiges Warten und Ertragen unangenehmer Situationen später eine Belohnung zu erhalten. Die Faszien-Massage ist nun fester Bestandteil unserer Clicker-Session. Das zahlte sich jetzt bei der physiotherapeutischen Behandlung aus.
Am nächsten Tag schon standen Leias Hinterbeinchen wieder gerader und sie hob auch den Rücken nicht mehr so an wie vorher. Einen Tag später sahen wir sie auf einer Ablage in der Wohnung, auf der sie ewig nicht war. Mein Fazit ist also, dass sich Osteopathie und Physiotherapie definitiv auch für Katzen lohnen und ihre Berechtigung haben! Schaut eure Miezen genau an und seid aufmerksam, wenn sie sich an konkreten Stellen schmerzempfindlich zeigen, sich ihr Gangbild verändert oder sie nicht mehr auf (erhöhte) Orte springen, die sie früher gern genutzt haben. Auch unsere grazilen Katzen können „Rücken haben“ und verdienen dann eine entsprechende Behandlung.