Mit Katzen verbinden wir Freiheit und Selbstbestimmung. Sie suchen sich ihr Zuhause selbst aus und wir Menschen können uns geschmeichelt fühlen, wenn sie gerade uns mögen und bei uns bleiben möchten. Katzen durchstreifen bei der Jagd große Gebiete und verschlafen den Rest des Tages im Schatten von Büschen in unserem Garten. Doch immer mehr Katzen leben heute ausschließlich in der Wohnung und viele Menschen halten das – angesichts des romantischen Bildes eines Katzenlebens in Freiheit – für Tierquälerei. Aber ist es das tatsächlich?
Fakt ist, dass sich die Haltung von Katzen mit selbstbestimmtem Freigang und denen in reiner Wohnungshaltung stark unterscheidet. Draußen erhalten Katzen viel viel mehr Input, sie haben die Möglichkeit ihren Jagdinstinkt auszuleben, können sich mehr bewegen, andere Katzen treffen und erhalten eventuell sogar von anderen Menschen Aufmerksamkeit. In der Wohnung ist die Katze viel stärker auf ihren Menschen angewiesen, und zwar in jeglicher oben genannter Hinsicht. Ihr Input wird durch uns gesteuert, wir müssen durch Spiele dafür sorgen, dass sie jagen kann, unsere Einrichtung bestimmt, wie viel Raum für Bewegung sie hat und sämtliche sozialen Interaktionen sind davon abhängig, ob wir überhaupt da sind und uns Zeit für sie nehmen wollen – es sei denn, es ist zufällig noch ein Artgenosse da, zu dem eine Freundschaft besteht.
Diese Punkte würden erst einmal klar dafür sprechen, dass Katzen mit Freigang das schönere Leben hätten. Jetzt kommt jedoch das große ABER: Katzen mit Freigang leben ungleich gefährlicher! Die Gefahren sind zahlreich: der Straßenverkehr, andere Tiere, verärgerte Nachbarn, Jäger, Gift,… Die Lebenserwartung von Wohnungskatzen ist durchschnittlich drei bis fünf Jahre länger als die der Katzen mit Freigang. Nicht immer hat Mensch die Möglichkeit, den Katzen gefahrlos Freigang zu bieten und dann kommt tatsächlich nur die Wohnungshaltung in Frage.
Ich halte die reine Wohnungshaltung keineswegs für Tierquälerei, nur ist sie in der Regel mit einem höheren Zeitaufwand verbunden. Wir Menschen müssen sozial für die Katze da sein, wir müssen ihr ein anregendes Umfeld bieten, in dem sie viel erkunden kann, wir müssen regelmäßig mit ihr spielen und sie auch sonst geistig auslasten. Vielleicht sind sogar regelmäßige Spaziergänge mit der Katze in einem ruhigen Park oder Hinterhof möglich? Leider hat sich das Bild einer Katze an der Leine noch nicht sehr durchgesetzt und viele finden es ausgesprochen ungewöhnlich. Wenn die Katze jedoch entspannt ist, für Schrecksituationen einen sicheren Rückzugsort wie z. B. eine gut konditionierte Transportbox hat und ihr mit ihrem Menschen draußen nichts passieren kann, halte ich das für eine wunderbare Erweiterung ihres Lebensraums.
Schlussendlich müssen alle Katzeneltern für sich selbst abwägen, ob sie ihrer Katze in ihrem Umfeld Freigang geben kann. Wohnungshaltung ist nicht verwerflich, sondern zeugt meiner Meinung nach von großer Sorge und Verantwortungsgefühl gegenüber der Katze. Wenn sie dann noch ausreichend beschäftigt und das Zuhause artgerecht gestaltet wird, spricht meiner Meinung nach vieles für diese sicherere Entscheidung.